Der angenehme Geruch von Wurzelteer durchdringt die Ernestine. Stellvertretend steht das Schiff für eine Ära, die schon lange zurück liegt und die auf ihr wieder lebendig wird.
Ursprünglich war die Ernestine einmal dafür vorgesehen, Fische so schnell wie möglich über die Ostsee zu bringen. Heute steht das Segelerlebnis im Vordergrund. Auf historische Authentizität wird großer Wert gelegt; der Komfort an Bord ist trotzdem zeitgemäß.
Das Schiff verfügt für mehrtägige Törns unterdecks über insgesamt 12 Kojen, die sich auf vier Kajüten verteilen. Alle Bereiche können zentral beheizt werden.
Die sich ebenfalls im Rumpf befindliche Kombüse ist professionell eingerichtet: Gasherd mit vier Flammen, Spülmaschine, Heißluft-Backofen, Kühlschrank, Tiefkühlschrank.
An Bord möchten wir unseren Gästen auf Tages- und Abendfahrten sowie Mehrtagestörns die Möglichkeit bieten, aktiv am Segeln teilzunehmen und sie an das alte Handwerk der Seemannschaft auf Traditionsschiffen heranführen.
Die Zeiten, in denen wettergegerbte Kapitäne durch markerschütternde Kommandos ihre teerverschmierte, kernige Mannschaft zur Eile antrieben, um eine Fracht termingerecht abzuliefern, sind auf der Ernestine vorbei. Bei uns an Bord herrscht eine kooperative, entspannte Atmosphäre. Die Reise soll schließlich der gesamten Schiffsbesatzung Freude bringen und neues Wissen vermitteln.
An Bord der Ernestine ist es selbstverständlich, dass alle beim Segelsetzen, Segeltrimm oder am Ruder mit anpacken. Bis das Schiff auf dem richtigen Kurs steuert, gibt es viele Aufgaben zu verrichten. Möchten Sie tiefer in die Kunst der traditionellen Seemannschaft eintauchen, vermitteln wir Ihnen gern Grundkenntnisse in der Knotenanwendung, im Spleißen und der Navigation.
Die Ernestine ist ein Traditonssegelschiff unter deutscher Flagge und wird nicht kommerziell betrieben. Die Crew arbeitet ehrenamtlich und ist sehr engagiert, das Schiff in seiner ursprünglichen Art zu erhalten.
Im Juni 1899 lief die Ernestine als Seequatze auf der Karl Manthé Werft im pommerschen Wollin vom Stapel. Zwei Jahre später wurde sie unter dem Namen Hildegard in Stettin erstmals als Fischerei-Handelsfahrzeug registriert und segelte damals ohne Hilfsmaschine in der gesamten Ostsee.
Bis zum 2. Weltkrieg fuhr sie in ihrer ursprünglichen Bestimmung als Fischtransporter, der die Ware lebend von den Fischerbooten aufnahm und in die großen Hafenstädte im In-und Ausland transportierte. Zu dieser Zeit, als es auf den Booten keine Fischkonservierung in Kühltruhen gab und große Teile Pommerns noch nicht mit der Eisenbahn erschlossen waren, wurden Schiffe - wie die Quatzen - gebaut, deren Rumpf mit vielen tausend Löchern versehen war. So konnte der Fang auf seinen Seewegen ständig mit frischem Wasser umspült werden.
Quatzner waren reine Kauffahrer, die in der gesamten Ostsee unter hartem Konkurrenzdruck standen, denn das schnellste Schiff erzielte den besten Gewinn. Um die Jahrhundertwende gab es allein in Pommern 178 registrierte Quatzen zwischen 13 und 18 Metern Rumpflänge.
In den 50er und 60er Jahren fuhr die Ernestine als „WOG 100“ immer noch in ihrer ursprünglichen Bestimmung von Wolgast und Rankwitz am Peenestrom, direkt gegenüber von Lassan. Allerdings hatte sie im Krieg ihren Mast eingebüßt und verfügte über eine Maschine sowie ein Ruderhaus, um Fische bis nach Berlin zu transportieren. Die Entwicklung von Trockeneis bot nun eine sinnvolle Alternative zur Konservierung des Fangs, und für Schiffe wie die Ernestine gab es keine Verwendung mehr. Zuletzt lag sie als „Ligger“ – als festliegende Fischkiste – in Wolgast und war dem Verfall preisgegeben.
Hier wurde sie schließlich in den 70er Jahren von Rolf Reeckmann aus Seedorf auf der Insel Rügen gekauft und nach Freest auf die Jahrling-Werft gebracht, wo der Rumpf bis auf wenige Hölzer in Eiche neu aufgebaut wurde. 1977 lief das Schiff als Ernestine vom Stapel. Dieses Datum wird als zweites Baujahr im Schiffzertifikat angegeben.
Im Laufe der Jahre erfolgten mehrere Umbauten. 1996 wurde das Schiff an ein Architektenpaar aus Hannover verkauft, welches die Ernestine mit einem Innenausbau versah. 2003 wurde die Ernestine als Konkursmasse angemeldet und fiel in Glückstadt an der Elbe in einen Dornröschenschlaf.
Im Frühjahr 2005 entdeckten die heutigen Betreiber das Schiff im Hafen von Glückstadt und konnten es auf einer öffentlichen Auktion ersteigern. Es folgten kilometerweises Schleifen und Malen und unzählige Reperaturen, bis die Ernestine wieder ab 2006 mit Gästen auf der Ostsee unterwegs war. Im Winter 2006/2007 wurde aus dem Schoner Ernestine wieder ein Kutter mit einem Mast, wobei die neue Besegelung der ursprünglichen Form des Quatzenriggs entspricht. Bis zum Winter 2011 erfolgten weitere Umbauten, um den Originalzustand es Schiffes wieder herzustellen.
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